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Legenden rund um Martin von Tours

Älteste Darstellung der Mantelteilung

Um 975 ist die älteste uns erhaltene Darstellung der Mantelspende entstanden, eine Miniatur, die vermutlich nach einem Wandgemälde in der längst zerstörten Grabeskirche des hl. Martin in Tours gestaltet ist. Sie befindet sich in einem Fuldaer Sakramentar, das heute in der Universitätsbibliothek in Göttingen (fol-113r-hl-martin) aufbewahrt wird.

Martin teilt seinen Mantel vor der Stadtmauer von Amiens mit dem Bettler, wobei auffällt, dass Martin nicht beritten dargestellt ist. Die Manteltei­lung (wie jedes echte Teilen) hebt den Unterschied von "oben" und "unten", von reich und arm auf. Zum Teilen kann man sich nicht "aufs hohe Ross" setzen...

Rechts schläft Martin und erkennt Christus, der ihm im Traum erscheint, mit der Mantelhälfte bekleidet, die Martin dem Bettler ge­schenkt hatte.

In der Mitte des Bildes thront Christus, der Weltenrichter. Seine rechte Hand zeigt auf das Geschehen vor den Toren Amiens: "Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40). Die Engel in seiner Begleitung tragen in ihren Händen Kelche und das eucharistische Brot: Gottesdienst und Bruderdienst sind nicht voneinander zu trennen.

Martin und sein Mantel

Zur Zeit des heiligen Martin galt ein kaiserliches Edikt, nach dem die Söhne von Berufssoldaten zum Kriegsdienst gezogen wurden. Daher wurde auch Martin, gegen seinen Willen, mit 15 Jahren zum Militärdienst eingezogen. Noch war Martin nicht getauft; aber in allem verhielt er sich anders als Soldaten sich gewöhnlich verhielten: Er war gütig zu seinen Kameraden, wunderbar war seine Nächstenliebe. Seine Geduld und Bescheidenheit überstiegen die der anderen bei weitem.

Seine Kameraden verehrten ihn und hielten ihn schon damals mehr für einen Mönch als einen Soldaten. Denn obwohl noch ungetauft zeigte er ein Verhalten wie ein Christ: Er stand den Kranken bei, unterstützte die Armen, nährte Hungernde, kleidete Nackte. Von seinem Sold behielt er nur für sich, was er für das tägliche Leben brauchte.

In einem Winter von außergewöhnlicher Härte waren schon viele Menschen erfroren. Eines Winter-Tag, als Martin nichts außer Waffen und dem einfachen Soldatenmantel bei sich trug, begegnete er am Stadttor von Amiens einem nackten Armen. Dieser flehte die Vorbeigehenden um Erbarmen an. Doch alle liefen an dem Elenden vorüber. Da erkannte Martin, von Gott erfüllt: der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, stand für ihn dort.

Aber was sollte er tun? Außer seinem Soldatenmantel hatte er ja nichts. Also nahm er sein Schwert und teilte den Mantel mitten entzwei. Den einen Teil gab er dem Armen, in den anderen Teil hüllte er sich wieder selbst. Etliche der Umstehenden begannen zu lachen, denn Martin sah mit dem halben Mantel kümmerlich aus. Viele jedoch mit mehr Einsicht bedauerten sehr, dass sie nicht selbst geholfen hatten -  zumal sie viel wohlhabender waren als Martin und den Armen hätten bekleiden können, ohne sich selbst eine Blöße zu geben.

In der folgenden Nacht, als Martin in tiefem Schlafe lag, sah er Christus mit seinem halben Soldatenmantel bekleidet, den er dem Armen gegeben hatte. Ihm wurde befohlen, er solle sehr aufmerksam den Herrn und das Kleidungsstück ansehen, das er verschenkt habe. Dann hörte Martin Jesus mit lauter Stimme zu der umstehenden Engelschar sprechen: "Martin, der noch Katechumene (= Taufbewerber) ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet".

Jesus Christus dachte dabei tatsächlich an seine eigenen Worte, die er einst gesprochen hatte: "Was immer ihr einem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40). So bekannte Jesus Christus, daß er in dem Armen von Martin bekleidet worden ist. Um den Wert eines so guten Werkes zu bestätigen, zeigte er sich in eben diesem Mantel. Dieses Traumgesicht verführte Martin aber keineswegs zu menschlicher Ruhmsucht. Er erkannte in seiner Tat vielmehr die Güte Gottes. Und als er 18 Jahre alt war, ließ er sich taufen.